Schreibmaschine und Kunst

Zunächst einmal gibt es die Kunst (Kunst kommt bekanntlich von Können) des Schreibmaschineschreibens. Dazu gab es in der Anfangs- und Hochzeit der Schreibmaschine zahlreiche Wettbewerbe bis hin zu Weltmeisterschaften. Hier sollen nur wenige Zahlen genannt werden, um zu zeigen, in welcher Perfektion diese Disziplin beherrscht wurde. Begonnen haben diese Wettbewerbe schon vor 1900 in den USA, um die Schreibmaschine besser auf dem Markt einzuführen. Dabei sollte den Zweiflern gezeigt werden, dass mit der Schreibmaschne deutlich schneller als mit der Hand geschrieben werden konnte. Bei in Deutschland in den 1930er Jahren durchgeführten Wettbewerben auf rein mechanischen Maschinen lagen die Bestleistungen bei über 100 Wörtern pro Minute oder 7 Anschlägen pro Sekunde.

Weltmeisterin 1977 in Rotterdam wurde Gisela Ebersbach aus der DDR auf einer vollelektrischen Maschine mit 17.343 Anschlägen in 30 Minuten bei einer 0-Fehlerquote. Das entspricht 9,6 Anschlägen pro Sekunde. Bei aller Hochachtung vor dieser Leistung erkennt man doch, dass trotz erheblichem technischen Fortschritts der Schnelligkeit der menschlichen Hand Grenzen gesetzt sind.

Schreibmaschinen in der Kunst

Schreibmaschinen spielten aber auch in der bildenten Kunst in Form von Büchern, Gedichten oder Gemälden eine Rolle. Wohl am bekanntesten ist das Buch von Sam Messer/Paul Auster: Die Geschiche meiner Schreibmaschine (Rowohlt 2005). Auf Austers Olympia-Schreibmaschine entstanden alle seine Texte seit 1974. Messers kraftvolle, eindringliche Zeichnungen und Ölbilder sowohl des Autors als auch seiner Schreibmaschine haben, wie Auster schreibt, ein „eigentlich unbelebtes Objekt in ein beseeltes Wesen mit fühlbarer Präsenz verwandelt“. (Text Rowohlt)


Auch der Dresdner Literat Erich Kästner streift in seinem Gedicht „Chor der Fräuleins“ die Schreibmaschine.

Wir hämmern auf die Schreibmaschinen. Das ist genau, als spielten wir Klavier. Wer Geld besitzt, braucht keins zu verdienen. Wir haben keins. Drum hämmern wir. Wir winden keine Jungfernkränze mehr. Wir überwanden sie mit viel Vergnügen. Zwar gibt es Herren, die stört das sehr. Die müssen wir belügen.

Zweimal pro Woche wird die Nacht mit Liebelei und heißem Mund, als wär man Mann und Frau, verbracht. Das ist schön und außerdem gesund. Es wär nicht besser, wenn es anders wäre. Uns braucht kein innrer Missionar zu retten!

Wer murmelt düster von verlorner Ehre? Seid nur so treu wie wir, in euren Betten! Nur wenn wir Kinder sehn, die lustig spielen und Bälle fangen mit Geschrei und weinen, wenn sie auf die Nase fielen – dann sind wir traurig. Doch das geht vorbei.


Gemälde 1

Herbert Klein widmet der Schreibmaschine die Radierung „Alte Schreibmaschine“ (Büttenblatt; Größe 20 x 27 cm; Darstellung 12 x 15 cm; Auflage 175 Stück). Sie spielt mit Fläche und Linien. Verspielte Ornamente wechseln mit geometrischen Formen.


Aber auch im Film, vor allem in alten Krimis, spielt die Schreibmaschine eine nicht unbedeutende Rolle. Das sogar in der Musik die Schreibmaschine vorkommt, zeigt der amerikanische Komponist Leroy Anderson (1908-1975), der 1950 das legendäre Stück „The Typewriter“ schrieb. Dabei handelt es sich um ein Orchesterstück, in dem eine Schreibmaschine als Soloinstrument fungiert. Inspiriert wurde Anderson eines Tages vom Schreibmaschinengeklapper im Nachbarzimmer. Aus dem Geräuschgewirr hörte er eine bestimmte Schreibmaschine heraus, die in besonders melodischer Art schrieb. Er bat die Schreiberin in sein Studio und heraus kam das weltbekannte Stück.

Im Jahr 1964 komponierte Rolf Liebermann die „Symphonie Les Echance“ für 156 lochkartengesteuerte Büromaschinen, darunter 16 Schreibmaschinen.

„The Boston Typewriter Orchestra“ ist eine weitere Form, sich in vielfältiger Art mit der Musik und der Schreibmaschine zu beschäftigen.

Kunst mit Schreibmaschinen

Nicht minder faszinierend ist die Schreibmaschinenkunst von Robert Doerfler. Ich lernte Robert bei der Vorbereitung meiner Erika-Ausstellung in Limbach-Oberfrohna kennen und war gleich von seiner Schreibmaschinenkunst begeistert – der Malerei. Auf ganz unterschiedlichen Maschinen kreiert er Porträts, malt Gebäude oder bekannte Szenen der Geschichte.