Kleine Geschichte der Schrift
Es dauerte Jahrtausende, ehe die Menschen von den Anfängen der Schrift die Stufe des modernen Schreibens erreichten. Die Vorläufer der großen Schreibkulturen des Altertums sind die steinzeitlichen Malereien und Zeichnungen in Höhlen und an Felswänden. Die ältesten dieser Petroglyphen sind 77.000 Jahre alt. Erst mit der breiteren Besiedlung der Erde durch den Menschen und der Entstehung von größeren Zivilisationen entwickelte sich auch die Schrift. Etwa 3000 v. Chr. entstanden in Ägypten und später in China die „Bilderschriften“, bei denen ein Zeichen je einem Wort oder Begriff entsprach. Eine weitere wichtige Schriftform war die Keilschrift der Sumerer, die damit schon eine gewisse Art der Buchführung ausübten.
Der entscheidende Schritt in der Schriftentwicklung vollzog sich bei den Semiten, die ihre Schrift nach dem Vorbild der ägyptischen Hieroglyphen aufbauten und daraus eine Konsonantenschrift entwickelten. Ca. 1250 v. Chr. soll somit die erste gebrauchsfähige Buchstabenschrift in Umlauf gewesen sein. Durch die seefahrenden Phönizier, die sich der semitischen Konsonantenschrift bedienten, kam diese Schriftart nach Griechenland. Die Schrift passte sich an die griechische Sprache an und es entstand eine ostgriechische und eine westgriechische Schrift. Letztgenannte setzte sich durch, wurde amtlich anerkannt und in allen griechischen Ländern eingeführt. Sie bildete auf dem Weg über Rom und unter dem Einfluss der römischen Kirche die Schriftgrundlage der Westeuropäer. Die ostgriechische Schrift ging in der kyrillischen Schrift auf und wurde unter dem Einfluss der Ostkirche zur Schrift einiger osteuropäischer Länder. In ähnlichen Zeiträumen entwickelten sich auch in Arabien und Südostasien völlig anders geartete Schriften, die bis heute geschrieben werden.
Mit der Erfindung der Buchstabenschrift war das Schriftproblem an sich gelöst. Die weitere Entwicklung erstreckte sich auf die Herausbildung verschiedener Schriftarten, vor allem auf die Veränderung der Schreibtechnik durch Verbesserung der Schreibwerkzeuge und der Beschreibstoffe.
Kleine Geschichte des Schreibens
Mit der Zeit bildete sich das Bedürfnis heraus, das entstandene Schriftgut zu archivieren bzw. anderen Menschen Nachrichten zukommen zu lassen. Dazu eigneten sich Stein-, Ton- oder Felsplatten natürlich weniger gut. Leichtere Beschreibstoffen waren erforderlich. Die Araber schrieben auf Knochen, andere Völker verwendeten Pflanzenblätter. Mit der Entdeckung des Papyrus hatte man einen billigeren Beschreibstoff. Papyrus wurde im antiken Ägypten bereits im 3. Jahrtausend vor Christus aus dem Mark der Papyrusstaude hergestellt und als Beschreibstoff genutzt.
Umfangreiche Verwendung fand später das nach der Stadt Pergamon genannte Pergament, das aus Tierhäuten hergestellt wurde. Um 100 nach Chr. erfanden die Chinesen das Papier. Die Araber brachten es im 9. Jahrhundert nach Europa. Das Papier wurde anfangs aus Textillumpen hergestellt. Der erhöhte Bedarf im 19. Jahrhundert konnte damit jedoch nicht mehr abgedeckt werden. Erst nach der Erfindung des Holzschliffs zur Papierherstellung durch den in Hainichen geborenen Friedrich Gottlob Keller stand ausreichend preiswertes und gutes Papier zur Verfügung.
Mit der Einführung des Papiers als Beschreibstoff änderte sich auch die „Schreibtechnik“. Die mit dem Federmesser geschnittene Vogelfeder, in der Regel eine Gänsefeder, verdrängte das bisher verwendete Schreibrohr. Die Gänseschreibfeder wird erstmals um 624 erwähnt. Erste Stahlfedern sind ab 1748 nachweisbar. In diese Zeit kamen auch erste Bleistifte auf. Die fabrikmäßige Herstellung von Stahlfedern beginnt in Deutschland 1850. Verbessert wurden diese durch Nirosta-Stahlfedern. Sie waren mit einer Tintenzunge versehen und mussten weniger oft eingetaucht werden. Erst der Füllfederhalter schuf hier wirklich Abhilfe. Ihn hat heute weitgehend der Kugelschreiber verdrängt. Eine Vielzahl von Faserschreibern und anderen Stiftsystemen ergänzen die moderne Palette der Handschreibgeräte.