Zum Zeitpunkt der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 war die Schreibmaschine ihren Kinderschuhen längst entwachsen und in der deutschen Staatsverwaltung, in der Industrie und im Bankwesen umfassend integriert. Durch die Veränderung der staatlichen Strukturen und die Herausbildung neuer Organisationen, darunter die SS (Schutzstaffel) mit ihren Unterorganisationen, sowie nach Kriegsbeginn zur Verwaltung der okkupierten Gebiete, stieg der Verwaltungsaufwand in bisher nicht gekannte Dimensionen.
Unzählige Schreibmaschinen „gingen“ mit in den Krieg, um dort ihre Arbeit zu verrichten. Teilweise wurden diese Maschinen extra dafür konstruiert, wie die „Olympia Robust“, die in feldgrauer Lackierung in einer stabilen Kiste geliefert wurde. Dazu kam die Verwaltung des Verfolgungs- und Repressionsapparates, die zahlreiche Büromaschinen benötigte. Entsprechend erreichte die deutsche Büromaschinenfertigung einen bis dahin nicht gekannten Höchststand.
Von den Machthabern wurde von der Druck- und Schreibmaschinenindustrie gefordert, eine völlig neue Letter (die SS-Rune) einzuführen, um Druckerzeugnisse und Schriftverkehr, der die SS betraf, mit derem Zeichen, den doppelten „Blitzen“, darstellen zu können. Diese gehen zurück auf die „Sig- oder Sunrune“, die das Symbol des Sieges und der Sonne darstellt. In der Verdoppelung bei der SS-Rune war von Anfang an beabsichtigt, die Symbolik der Bedrohlichkeit und unbedingten Sieghaftigkeit darzustellen.
Im Buch „XX-Die SS-Rune als Sonderzeichen auf Schreibmaschinen“ (Leipzig 2009) heißt es u.a.: „Während einer kurzen Rast auf dem siegreichen Vormarsch hält der Wortberichterstatter seine Erlebnisse auf der Erika fest.“ […] „Auf einer der Tasten befindet sich ein Symbol, das es auf keiner Schreibmaschine aus der Zeit vor dem Dritten Reich gibt und das niemals wieder für eine Schreibmaschine verwendet werden wird.“
Nach Ausrufung des totalen Krieges wurde ab Mai 1943 die Schreibmaschinenproduktion um 80 Prozent reduziert, um in den Werken kriegswichtigere Produkte herzustellen. Firmen, die weiterhin, wenn auch in geringem Umfang, Schreibmaschinen anfertigen durften, vereinfachten diese weitgehend. Bei den GROMA-KSM wurden z.B. bisher verchromte Teile nur noch schwarz lackiert. Der Schriftzug „Kriegsaufmachung Güte unverändert“ weist auf die trotzdem beibehaltene gute Qualität hin.
Werksseitig konnten folgende Schreibmaschinen mit SS-Rune geliefert werden: Continental, Ideal, Rheinmetall, Groma, Olympia, Kappel und Triumph. Das Sonderzeichen war in der Regel über der 3 oder der 5, vereinzelt auch anstelle der 0 angebracht. Vorhandene Maschinen konnten auf Wunsch in Büromaschinenwerkstätten mit dem Sonderzeichen nachgerüstst werden. Dabei konnte der Kunde entscheiden, auf welches bisherige Sonderzeichen er verzichten wollte.

Nach Kriegsende wurden diese Schreibmaschinen weiterhin benutzt. In der BRD störte sich offensichtlich niemand an dem makaberen Sonderzeichen, aber in der DDR waren die Büromechanikerwerkstätten angewiesen, beim Auftauchen einer solchen Maschine, das Runenzeichen aus der Type herauszuschleifen oder diese, wenn vorhanden, durch eine andere Type zu ersetzen. Aus diesem Grund findet man heute in Ostdeutschland im Gegensatz zu Westdeutschland nur sehr wenige solcher Maschinen.

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